Profil von Eva-Maria Hagen
- Hagen, Eva-Maria
- Sängerin
- 19.10.1934 - 16.08.2022

Eva-Maria Hagen (* 19. Oktober 1934 in Költschen, Kreis Oststernberg als Eva-Maria Buchholz; † 16. August 2022 in Hamburg) war eine deutsche Schauspielerin, Synchronsprecherin, Sängerin, Malerin und Autorin.
Leben
Frühe Jahre
Die Tochter ostbrandenburgischer Landarbeiter wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit ihrer Familie nach Perleberg in der Prignitz im nordwestlichen Brandenburg vertrieben. Nach einer Lehre zur Maschinenschlosserin im Bahnbetriebswerk Wittenberge begann sie 1952 ein Schauspielstudium in Ost-Berlin, wo sie 1953 unter der Leitung von Bertolt Brecht im Berliner Ensemble im Stück Katzgraben von Erwin Strittmatter spielte.Theater und Film in der DDR
1956 setzte Hagen ihr Schauspielstudium an der Fritz-Kirchhoff-Akademie in West-Berlin fort. 1958 erhielt sie ein Engagement am Maxim-Gorki-Theater in Ost-Berlin. 1957 begann ihre Karriere als Filmschauspielerin in der DEFA-Filmkomödie Vergeßt mir meine Traudel nicht unter Kurt Maetzig. Von 1957 bis 1965 wirkte sie in etwa 50 Film- und Fernsehproduktionen mit, u. a. 1961 neben Wolf Kaiser im DDR-Kellerfilm Das Kleid – basierend auf Des Kaisers neue Kleider – in der Rolle der jungen schönen Katrin. Von Natur aus dunkelhaarig, musste sie meist in die Rollen von busenbetonten Blondinen schlüpfen, weshalb sie bald als „Brigitte Bardot der DDR“ galt. 1961 war sie Gründungsmitglied des Schauspiel-Ensembles des Deutschen Fernsehfunks in Berlin-Adlershof. Nachdem ihr Lebenspartner Wolf Biermann 1965 durch das 11. Plenum der SED ein Auftritts- und Publikationsverbot erhalten hatte, geriet auch sie zunehmend in die Schusslinie der DDR-Führung. Gegen sie wurde ein Prozess wegen „Staatsverleumdung“ geführt und sie erhielt fast nur noch Engagements in Provinztheatern. Ende 1976 wurde sie aufgrund ihres Protestes gegen die kurz zuvor erfolgte Ausbürgerung Biermanns fristlos entlassen. Ihr erging es dabei ähnlich wie zahlreichen anderen Künstlern der DDR. 1977 wurde ihr die Staatsbürgerschaft der DDR entzogen und sie siedelte zusammen mit ihrer Tochter Nina Hagen in die Bundesrepublik Deutschland über.Weitere Karriere nach Ausbürgerung
Durch die Ausbürgerung wurde die in Westdeutschland wenig bekannte Künstlerin in ihrer Karriere zurückgeworfen; sie erhielt aber bald wieder Engagements an kleinen Theatern sowie Fernsehrollen. Sie wirkte auch bei Musikauftritten an der Seite Wolf Biermanns mit, u. a. im November 1989 kurz nach dem Mauerfall in einer Halle der Leipziger Messe, und nahm eigene Musikalben auf. 1997 trat sie auf Einladung des Goethe-Instituts mit einer musikalischen Brecht-Hommage in Irland, Schottland, England, Schweden und der Ukraine auf. 1998 ging sie mit ihrem Buch Eva und der Wolf in 50 deutschen Städten auf Lesung. Im Januar 1999 erhielt sie in Mainz die Carl-Zuckmayer-Medaille für Verdienste um die deutsche Sprache. Im Fernsehen übernahm Hagen Gastrollen in Krimiserien wie Stubbe – Von Fall zu Fall, Pfarrer Braun, Der Dicke und Großstadtrevier. Von 2005 bis 2006 spielte sie neben Jonas Nay als Hedda Sörensen in der NDR-Mystery-Fernsehserie 4 gegen Z eine Hauptrolle. In Hans-Christoph Blumenbergs dreiteiligem Dokudrama Die Kinder der Flucht übernahm sie die Rolle der gealterten Elvira Profé, die im Sommer 1955 mit ihrer Freundin Ursula am Bahnhof Kwidzyn sehnsüchtig auf ihre einstige große Liebe, den Polen Fortek Mackiewicz (Adrian Topol) wartet, den sie infolge der Nachkriegswirren jahrzehntelang nicht gesehen hat. 2009 verkörperte sie in Leander Haußmanns Filmkomödie Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus! die Hauptrolle der pensionierten Lehrerin Lena Braake. 2012 war sie als Großmutter in dem deutsch-australischen Spielfilm Lore zu sehen. 2013 spielte sie an der Seite von Gesine Cukrowski und Franz Dinda als Annie Bauer eine Hauptrolle in dem Fernsehfilm Fliegen lernen von Christoph Schrewe. 2014 war sie für den deutsch-australischen Animationsfilm Die Biene Maja – Der Kinofilm als Synchronsprecherin tätig, in dem sie der Bienenkönigin ihre Stimme lieh. An der Produktion waren auch ihre Tochter und ihre Enkeltochter beteiligt.Privates
1954 heiratete Eva-Maria Hagen den Drehbuchautor Hans Oliva-Hagen. Aus der fünfjährigen Ehe ging die 1955 geborene Tochter Catharina hervor, die später unter dem Namen Nina Hagen als Sängerin bekannt wurde. Ihre 1981 geborene Enkelin Cosma Shiva Hagen ist ebenfalls als Schauspielerin und Synchronsprecherin tätig. Von 1965 bis 1972 war Hagen mit dem Liedermacher Wolf Biermann liiert. Danach lebte sie zeitweise mit dem Regisseur Matti Geschonneck und später mit dem Pianisten Siegfried Gerlich zusammen. In ihrem 1998 erschienenen autobiografischen Buch Eva und der Wolf, zu dem Biermann ein Vorwort schrieb, gab Hagen eine dokumentarische Darstellung ihrer Beziehung zu Biermann und veröffentlichte darin große Teile ihres Briefwechsels. 2000 und 2005 erschienen mit Evas schöne neue Welt und Eva jenseits vom Paradies weitere autobiografische Bücher Hagens. 2013 erschien im Eulenspiegel-Verlag das gemeinschaftlich mit Peter Hacks, mit dem sie in den 1960er Jahren liiert war, verfasste Werk Liaison amoureuse. Eva-Maria Hagen, die zuletzt alleinstehend war und in Hamburg, Berlin und der Uckermark lebte, starb am 16. August 2022 im Alter von 87 Jahren in Hamburg.Filmografie
Kino
Fernsehen
Theatrografie
1969: Can-Can (Theater) in Annaberg, zusammen mit Tochter Nina 19??: Professor Unrat, Original: Der blaue Engel (Theater) 1959: Maxim Gorki: Feinde (Nadja) – Regie: Hans Dieter Mäde (Maxim-Gorki-Theater Berlin) 1959: Walentin Katajew: Zeit voraus – Regie: Horst Schönemann (Maxim-Gorki-Theater Berlin) 1961: Ewan MacColl: Rummelplatz (Sandra) – Regie: Hans Dieter Mäde (Maxim-Gorki-Theater Berlin) 1966: My Fair Lady (Musical, Dessau) 1977: Die Kameliendame (Theater Düsseldorf) 1977: Woyzeck (Theater-Tournee) 1977: Die Ehe des Herrn Mississippi (Theater-Tournee) 1994: Medea (Theater) 2006: Cabaret – Das Musical (Bar jeder Vernunft, Berlin)Diskografie (Auswahl)
Gesang zum Defa-Film Jahrgang 45 (1966) – wurde nach Begutachtung des Rohschnitts verboten, 1990 neu montiert, 2005 durch die ARD ausgestrahlt LP Nicht Liebe ohne Liebe (1979) – Russische Romanzen, Balladen, Zigeunerlieder – ins Deutsche gebracht von Wolf Biermann LP Ich leb’ mein Leben (1981) – Lieder von Wolf Biermann – begleitet von der italienischen Gruppe Ensemble Havadia di Milano LP Michail, Michail (1989) CD Das mit den Männern und den Frau’n (1995) – arrangiert und begleitet von Siegfried Gerlich CD Wenn ich erstmal losleg… (1996) – Lieder von Wolf Biermann nach baltischen Motiven CD Joe, mach die Musik von damals nach (1997) – eine Hommage zum 100. Geburtstag von Bertolt Brecht CD Eva-Maria Hagen singt Wolfslieder (1999) CD Eine Reise durchs Abenteuerland (2008) – 13 Hörgeschichten + Song CD Eva und der Wolf (2001) Econ Verlag, Hörbuch CD Eine Reise durchs Abenteuerland (2008) Formart.Media, Hörgeschichten CD.‘‘Ach, lass uns wieder gut sein‘‘ (2014) Jiddische Lieder – ins Deutsche gebracht von Wolf Biermannsowie diverse Konzert-Touren mit Chansons. Insbesondere ab 1977 Erfolge als Liedersängerin im In- und Ausland (Schweiz, Österreich, Niederlande, Schweden, Frankreich, Italien usw.)Hörspiele
1974: Wolf D. Brennecke: Abriss eines Hauses (Lore Messinger) – Regie: Fritz-Ernst Fechner (Hörspiel – Rundfunk der DDR)Malerei
Traumbilder in Öl (1999) Templin/Uckermark, danach als Teil einer internationalen Erotikausstellung in Schloss Auerstedt und Bad Windsheim zu sehen.Schriften
Eva-Maria Hagen: Eva und der Wolf. Econ Verlag, München 1998, ISBN 3-430-13757-8. Eva-Maria Hagen: Evas schöne neue Welt. Econ Verlag, München 2000, ISBN 3-430-13756-X. Eva-Maria Hagen: Eva jenseits vom Paradies. List Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-548-60639-3. Eva-Maria Hagen und Peter Hacks: Liaison amoureuse. Eulenspiegel-Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-359-02403-3.Auszeichnung
1999: Carl-Zuckmayer-Medaille für Verdienste um die deutsche SpracheLiteratur
Thomas Daum: Eva-Maria Hagen. Eine Würdigung. Geißler-Verlag, Edenkoben 2000, ISBN 3-933086-76-0. Kurzbiografie zu: Hagen, Eva-Maria. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.Weblinks
Literatur von und über Eva-Maria Hagen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eva-Maria Hagen bei IMDb Eva-Maria Hagen bei filmportal.de Eva-Maria Hagen in der Deutschen Synchronkartei Eva-Maria Hagen bei Crew United Website von Eva-Maria Hagen Sonnenblume und Distelstrunk. Rezension zu Eva und der Wolf aus der taz vom 15. Mai 1998Einzelnachweise
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