Profil von Manitas de Plata
- de Plata, Manitas
- Gitarrist
- 07.08.1921 - 05.11.2014


Manitas de Plata (* 7. August 1921 in Sète; † 6. November 2014 in Montpellier; eigentlich Ricardo Baliardo) war ein französischer Gitarrist, der durch sein extrovertiertes und bisweilen exzentrisches, von Einflüssen der Flamencomusik geprägtes Gitarrenspiel in den 1960er Jahren weltberühmt wurde. Nach den Angaben des Autors einer 2023 veröffentlichten Biografie über Manitas de Plata nahm dieser zu Lebzeiten 83 Schallplatten- und CD-Alben auf, von denen über 100 Millionen Exemplare (Stand ca. 2020) weltweit verkauft wurden.
Leben und musikalisches Schaffen
Manitas de Plata stammte aus einer Familie von Gitans, französischer Roma, und erregte durch seine musikalischen Aktivitäten während der jährlichen Wallfahrten nach Saintes-Maries-de-la-Mer in der südfranzösischen Camargue die Aufmerksamkeit des Fotografen, Autoren und Filmemachers Lucien Clergue, der zum entscheidenden Förderer seiner späteren Karriere wurde. Lucien Clergue machte ihn mit Künstlern wie Pablo Picasso und Salvador Dalí bekannt, die ebenso zu seinen Bewunderern wurden, wie die Filmschauspielerin Brigitte Bardot. Manitas de Plata veröffentlichte zahlreiche Schallplatten und gab weltweit Konzerte, wobei er bis in die Mitte der 1970er Jahre auch mit seinem Cousin, dem Sänger José Reyes zusammenarbeitete. Bei vielen seiner Konzerte und Aufnahmen wurde er von seinen Söhnen (Diego Baliardo, Tonino Baliardo und Paco Baliardo), Neffen und Schwiegersöhnen begleitet (Los Baliardos), mit denen er überwiegend eine eklektizistische Variante der im Verlauf der 1950er Jahre von Künstlern wie Antonio González „El Pescaílla“ und Peret entwickelten katalanischen Rumba (rumba catalana) präsentierte. Aus Mitgliedern der Familien Baliardo und Reyes formierten sich in der Folgezeit zahlreiche Gruppen, deren kommerziell erfolgreichste die Gipsy Kings wurden. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er krank und völlig verarmt in einer bescheidenen Sozialwohnung im südfranzösischen La Grande Motte. Am 6. November 2014 starb er im Alter von 93 Jahren in einem Krankenhaus in Montpellier.Kritik und Bedeutung
Ungeachtet seiner vielen Bewunderer und unzähligen Schallplatteneinspielungen war das künstlerische Schaffen von Manitas de Plata immer auch Gegenstand kontroverser Diskussionen, insbesondere seitens der Verfechter des traditionellen, andalusisch geprägten Flamencos. Diese kritisierten seinen Stil als epigonalen Pseudoflamenco und bewerteten sein Gitarrenspiel als Ausdruck einer zwar publikumswirksamen, aber musikalisch letztlich nur oberflächlich virtuosen Attitüde. So war das Urteil des amerikanischen Flamencoexperten Donn. E. Pohren (1929–2007) ebenso wenig schmeichelhaft, wie der Kommentar in einem der Standardwerke der spanischen Flamencoforschung: Die Quantität seiner durch zahlreiche Wiederveröffentlichungen und Zusammenschnitte kaum noch zu überblickenden Diskografie ergibt sich nicht zuletzt aus der Repetition und Neukombination einiger weniger, über Jahrzehnte kaum veränderter musikalischer Bausteine, bei denen sich kein ernsthaftes Bestreben nach Weiterentwicklung feststellen lässt. Vielmehr verharrt die Musik von Manitas de Plata auf dem einmal beschrittenen und als verkaufsträchtig erachteten Weg. Die Bedeutung Manitas de Platas – und da teilt er sein Schicksal mit dem kommerziell ähnlich erfolgreichen und ebenfalls von vielen Flamenco-Puristen kritisch bewerteten Gitarristen Carlos Montoya oder den Gipsy Kings – liegt weniger in seinem musikalischen Schaffen, als in seiner über einen langen Zeitraum ungebrochenen Popularität und der damit verbundenen Breitenwirkung. So wurde er für viele Musikinteressierte zu einer Art Initialzündung, sich eingehender mit der Musik des Flamenco zu beschäftigen, zu deren Entwicklung er zwar wenig beizutragen vermochte, an deren Internationalisierung er aber einen nicht gering zu schätzenden Anteil hat.Posthume Ehrungen
Die Stadt Montpellier errichtete 2017 vor dem Rathaus eine Statue des Künstlers.Im Jahr 2022 erhielt der Neubau des Konservatoriums seiner Geburtsstadt Sète den Namen Conservatoire Manitas de Plata.Diskographische Hinweise
LPs
Juerga! (1963) Flamenco Guitar (1965) The world’s greatest living flamenco artist (1966, Philips, BL 7787) Manitas de Plata aux Saintes-Maries-de-la-mer (1966) Manitas de Plata et les siens (1967, Columbia Records, FL 363) The Art of the Guitar (1968, Everest Records, SDBR 3201) La guitare d’or de Manitas (1970, Columbia Records, S 63915) Manitas de Plata et Ses Guitares Gitanes (1972, CBS, S65020) Excitement of Manitas De Plata (1973, RCA Camden, CDS 1139) Hommages (1973, Embassy Records, S EMB 31003) Musique aux doigts (1976) Soleil des Saintes-Maries (1978)Wiederveröffentlichungen, Kompilationen und CDs
Feria Gitane (1994) Olé (1994) Manitas de Plata at Carnegie Hall (1995) Flaming Flamenco (1997) La Camargue de Manitas (1999) Guitare D’Or Manitas de Plata (1999) Flores de mi corazón (1999, Troubadour Records) Manitas de Plata et los Plateros (2004)Literatur
Bernard Lonjon: Manitas de Plata. Le lion aux griffes d'argent. Editions Atelier Baie, Nîmes 2023, ISBN 978-2919208708 (französisch)Weblinks
Literatur von und über Manitas de Plata im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Sabine Fringes: Der König des Flamencos. In: Deutschlandfunk. 7. August 2021; abgerufen am 17. Januar 2024. Manitas de Plata bei IMDb Manitas de Plata bei AllMusic (englisch)Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel de Plata, Manitas aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.